Es gibt Szenen, die einem einfach nicht gefallen. Man will sie überarbeiten, aber man weiß gar nicht, was falsch daran ist. Meistens liegt das daran, dass sie zwar gut geschrieben ist, Du aber die falsche Atmosphäre erzeugt hast. Hier der Guide zur passenden Atmosphäre.
- Das Wetter
Ich denke, dieser Punkt kommt einem ziemlich offensichtlich vor. Wenn gerade die Mutter des Protagonisten stirbt, ist Sonnenschein nicht die beste Wahl. Stürme geben dem Leser das Gefühl, gleich passiert etwas Großes und Regen macht die Szene dramatischer und je nach Szene trauriger. Schwierig ist nicht, das richtige Wetter für eine Szene zu finden, sondern, es nicht zu übertreiben. Wie oft hast Du schon eine klischeehafte Szene gesehen, in der jemand seine unsterbliche Liebe gesteht und es auch noch regnet? Achte darauf, dass die Wetterlage nicht immer zum Plot passt, sonst verliert dieses Mittel seine Wirkung. An den richtigen Stellen ist dies aber eine elegante Methode, die Atmosphäre zu verändern.
2. Sprache
Die Formulierung eines Satzes spielt eine große Rolle für den Leser, auch wenn das ihm nicht bewusst ist. Probier mal, eine Aussage aus Deinem Manuskript umzuformulieren und Du wirst merken, dass sie anders wirkt.
Beispiel: Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte. Weglaufen? Sofort verwarf sie den Gedanken wieder. Sie wüsste ja ohnehin nicht, wohin.
Umformuliert: Was sollte sie nur tun? Am liebsten hätte sie alles hinter sich gelassen, wäre weit, weit weggelaufen und nie mehr zurückgekommen. Aber wo sollte sie schon hin?
Die erste Variante wirkt eher hoffnungslos. Sie ist völlig ratlos und ist zu matt, um etwas zu tun. Der Leser fürchtet, dass die Protagonistin nicht handelt. In der zweiten Variante hat man den Eindruck, dass sie etwas unternehmen will, was für eine energischere Atmosphäre sorgt. Jetzt fürchtet der Leser, dass sie unüberlegt handelt.
Fragen und Ausrufe sorgen für eine eher unruhige, hektische Atmosphäre, während Sätze matt und gleichgültig wirken.
Natürlich heißt das nicht, dass alle normalen Sätze klingen, als hätte Prota keine Lust mehr. Der Inhalt formt die Atmosphäre, die Ausdrucksweise hilft nur, sie zu verdeutlichen.
3. Geschwindigkeit der Szene
Braucht der Leser länger zum Lesen einer Szene als sie zum Beispiel in einem Film dauern würde, hat der Leser das Gefühl, alles geschieht auf einmal. Der Protagonist ist überwältigt von der Fülle an Gefühlen, der Aussicht oder dem Kampf. Innerhalb von Sekunden passiert eine ganze Menge, die Szene wirkt hektisch und aufregend.
Und wie „beschleunigt“ man eine Szene nun? Kurze, abgehackte Sätze oder Wörter sorgen für eine hektische Grundstimmung. Außerdem kannst Du die fünf Sinne durcheinander werfen, in dem du den Protagonisten zum Beispiel etwas hören, dann etwas im Augenwinkel sehen und plötzlich wieder etwas hören lässt, diesmal aus einer anderen Richtung.
Wenn wenig geschieht, aber viel darüber geschrieben wurde, wirkt die Szene bedeutend. Bei Szenen, in denen es wichtig ist, dass der Leser die Gedanken und Gefühle der Charaktere versteht, die eigentliche Handlung aber simpel ist, sollte man die Szene auf diese Art „verlangsamen“, zum Beispiel bei einer Hochzeit oder Krönung.
Beschreibe bei solchen Szenen alles Relevante so ausführlich wie möglich. Gehe nacheinander auf die Sinne ein und verwende längere Sätze.
Ich hoffe, diese Tipps haben dem ein oder anderen weitergeholfen. Wenn ja, schau doch mal bei meinen anderen Blogposts vorbei.