Typische Fehler im Fantasygenre

Vor allem beim ersten Entwurf von Erbin der Zeit bin ich in so manche Fantasy-Falle getappt. Und ich bin nicht die einzige. In diesem Genre gibt es eine Menge Fehler, zu denen aus irgendeinem Grund besonders viele Autoren neigen. Vor allem bei wenig Schreiberfahrung greift man gern auf diese Konzepte zurück, weil sie einfach und einigermaßen logisch erscheinen. Aber Leser sind schlau. Sehr schlau. Und sie merken es, wenn der Autor es sich einfach macht.

1. Augen auf: Traumprinz!1!11

Die Protagonistin verliert nach der ersten Konfrontation mit der unbekannten bösen Macht das Bewusstsein. So weit, so gut. Was dann aber stört, ist die Tatsache, dass die Person, die beim Aufwachen dabei ist, zu einer Milliarde Prozent der Zukünftige ist. Allgemein gilt: Sobald die Protagonistin einen Kerl kennenlernt, verliebt sie sich in ihn. Denn Frau hat nur diese eine Reaktion auf männliche Wesen parat. Alles andere, zum Beispiel eine entstehende Freundschaft,  würde ja heißen … Oh Gott! Charaktere, die keine unwiderstehlichen Models mit super Charakter sind! Dann könnte die Protagonistin ja gar niemandem hinterherschlabbern! *Dun Dun Duuuun*

Solltest Du dieses Klischee in Deinem Buch entdecken, ist die Lösung nicht schwer. Lass die Hauptfigur nicht sofort auf ihre große Liebe treffen, mach es spannend.

2. Deus Ex Machina

Der Kampf scheint verloren, die feindlichen Truppen rücken immer weiter vor, die eigenen Zahlen sinken. Wenn die Charaktere es nicht gebacken kriegen, liegt nichts näher, als ihnen Hilfe zu verschaffen. Aber Vorsicht! Sicher können sie von anderen Truppen, Zauberern etc. unterstützt werden, aber nur, wenn diese auch vorher erwähnt wurden. Wenn nämlich am Ende des Buches ein supermegastarker Magiertrupp, der die ganze Zeit die Guten unterstützt hat, auftaucht und das Problem wegzaubert, fragt der Leser sich, wieso die nicht schon am Anfang gespawnt sind – und wozu man das Buch gelesen hat, wenn die ganze Quälerei der Figuren über hunderte von Seiten hinweg völlig unnötig war und die Magier gleich alles hätten retten können.

Ob Du dieses Modell in Deinem Manuskript verwendet hast, kannst Du ganz einfach überprüfen. Taucht am Ende des Buches eine Macht auf, die zuvor nicht erwähnt wurde? Wenn ja, hast Du mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Deus Ex Machina erschaffen. Ja, es ist schwierig, die Protas mit einem Nachteil in den Kampf zu schicken, um es spannend zu halten, und dann trotzdem gewinnen zu lassen. Aber Dein Job als Autor ist es, das möglich zu machen.

3. Unlogische Hintergrundgeschichte

„Vor hunderten von Jahren lebten Zwerge und Elfen friedlich zusammen, bis die Elfen schließlich angriffen, obwohl sie in der Unterzahl waren, und fast ausstarben.“ Und wieso haben die Elfen das dann getan? Richtig, weil Plotwurst™!

„Die Armee des finsteren Magiers stand kurz vor dem Sturz des Königs, verschwand aber auf unerklärliche Weise.“ Wieso sollte der finstere Magier kurz vor dem Ziel fliehen? Wenn so etwas später (sinnvoll) aufgeklärt wird, ist es völlig in Ordnung. Nur leider kehrt die Armee meist zurück und greift erneut an, ohne dass jemals klar wird, wieso der Magier sich damals zurückgezogen hatte. Und daraus schließt der Leser dann: Damit die Protas jetzt gegen ihn kämpfen können.

Die Charaktere dürfen nicht auf eine bestimmte Art handeln, weil es dem Plot genehm wäre. Sie handeln so, wie es ihnen Vorteile bringt. Frage Dich also bei jeder Handlung, die andere Charaktere als unverständlich beschreiben, ob diese vielleicht wirklich unlogisch war. Sätze wie „Bis heute weiß niemand, wieso … “ sind beispielsweise immer Hinweise.

4. Plotbedingte Gefühle

Sie alle spüren immer den Drang, in den dunklen Wald zu laufen, in dem der alte Seher lebt. Oder sie haben einfach das Gefühl, dass ihre Freunde in Gefahr sind und machen sich auf die Suche nach ihnen. Meistens sendet niemand ein Signal aus oder zieht den/die Protagonistin mithilfe von Magie an. Diese Gefühle werden verspürt, weil es keine logische Erklärung für die Handlung gibt. Und nichts ist leichter zu durchschauen, als die Begründung „Joa, er spürt halt jetzt diesen Drang, weil ich geplant habe, dass er das als nächstes tut und ihn jetzt etwas dazu bewegen muss.“ Der Leser erkennt direkt, dass der Autor eigentlich nur zu faul war, das Handeln richtig zu begründen. Lieber länger überlegen und dafür eine sinnvolle Erklärung liefern!

Falls Dir weitere Beispiele für typische Fantasyfehler einfallen, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen! Ansonsten bleibt mir nur, auf meine Bücher zu verweisen. Klappentexte und Leseproben findest Du dort auch, klick Dich doch mal durch:)

 

 

 

 

 


2 Gedanken zu “Typische Fehler im Fantasygenre

  1. Der Antagonist ist das ultimative Böse und sonst nichts, könnte man vielleicht noch aufführen. Habe schon öfter solche Sauron-Figuren gelesen, die einfach nur da sind und Macht wollen, aber sonst keinen wirklichen Charakter haben. Gehört mittlerweile zum Glück größtenteils der Vergangenheit an, aber hin und wieder kommt es auch heute noch vor.

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    1. Da hast Du recht, Bösewichte brauchen einen ausgefeilten Charakter. Die Hintergrundgeschichte muss stimmen und ein Ziel braucht jeder Bösewicht auch. Mittlerweile findet man aber wirklich immer mehr gut geschriebene Bösewichte im Genre, Ich habe da bei den vier schlimmsten Arten von Charakteren auch etwas zu geschrieben, der Punkt hieß „Ich bin Böse, weil ich es kann“.

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